Der Schutzengel by Dean R. Koontz

Der Schutzengel by Dean R. Koontz

Autor:Dean R. Koontz [Koontz, Dean R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller, Science Fiction, Mystery
ISBN: 9783548245645
Herausgeber: Ullstein-Taschenbuch-Verlag
veröffentlicht: 1988-01-01T23:00:00+00:00


Zweiter Teil - VERFOLGUNG

Die lange Gewohnheit zu leben hat uns der Fähigkeit zu sterben beraubt.

Sir Thomas Browne

Ein Heer von Schatten

Laura knipste eine Lampe an und rüttelte Chris wach. »Zieh dich an, Schatz.«

»Was iss’n los?« fragte er verschlafen und rieb sich mit seinen kleinen Fäusten die Augen.

»Ein paar böse Männer sind hierher unterwegs, und wir müssen fort, bevor sie kommen. Beeil dich jetzt!«

Chris hatte im vergangenen Jahr nicht nur um seinen Vater getrauert, sondern sich auf den Augenblick vorbereitet, in dem ihr trügerisch friedlicher Alltag durch einen weiteren unerwarteten Ausbruch des Chaos geschüttelt werden würde, das Chaos, das am Grunde aller menschlichen Existenz schlummerte und von Zeit zu Zeit gleich einem Vulkan ausbrach wie in jener Nacht, als sein Vater ermordet worden war. Chris hatte beobachtet, wie seine Mutter sich zu einer erstklassigen Pistolenschützin heranbildete, hatte miterlebt, wie sie ein ganzes Arsenal ansammelte, hatte mit ihr Unterricht in Selbstverteidigung genommen und war in Einstellung und Verhalten trotzdem ein normales Kind geblieben, auch wenn er seit dem Tode seines Vaters verständlicherweise etwas melancholischer gewirkt hatte als andere Kinder. In diesem Augenblick der Krise reagierte er jedoch nicht wie ein Achtjähriger: Er greinte nicht, stellte keine unnötigen Fragen, war weder langsam noch widerspenstig noch schwer von Begriff. Statt dessen schlug er seine Bettdecke zurück, stand sofort auf und lief zum Kleiderschrank.

»Ich warte in der Küche auf dich«, sagte Laura noch.

»Okay, Mom.«

Sie war stolz darauf, wie vernünftig er reagierte, und erleichtert darüber, daß Chris ihre Flucht nicht behindere würde; zugleich betrübte sie jedoch, daß er schon als Achtjähriger die Kürze und Härte des Lebens gut genug begriff, um auf eine Krise rasch und gelassen wie ein Erwachsener zu reagieren.

Laura trug Jeans und eine blaukarierte Flanellbluse. Als sie jetzt in ihr Schlafzimmer ging, brauchte sie nur noch in einen Pullover zu schlüpfen und ihre Freizeitschuhe mit hochschäftigen Wanderstiefeln zu vertauschen.

Sie hatte Dannys Sachen weggegeben und besaß deshalb keinen Mantel für den Verletzten. Aber sie hatte reichlich Wolldecken und holte im Vorbeigehen zwei aus dem Wäscheschrank auf dem Flur.

Dann fiel ihr noch etwas ein. Sie hastete in ihr Arbeitszimmer zurück, öffnete den Safe und nahm den eigenartigen schwarzen Gürtel mit Kupferapplikationen heraus, den ihr Beschützer ihr voriges Jahr anvertraut hatte. Sie stopfte ihn in ihre geräumige Umhängetasche.

Im Erdgeschoß holte Laura ihre blaue Daunenjacke aus dem Garderobenschrank in der Diele und nahm die hinter der Haustür hängende Uzi mit. Während sie sich durchs Haus bewegte, achtete sie auf von draußen kommende ungewöhnliche Laute, Stimmen oder Motorengeräusche, aber die Nacht blieb still.

In der Küche legte sie die Uzi zu der anderen Maschinenpistole auf den Tisch und kniete dann neben ihrem Beschützer nieder, der wieder bewußtlos war. Laura knöpfte seinen von Schmelzwasser durchnäßten Laborkittel und das Hemd darunter auf und untersuchte die Schußwunde unter seinem linken Schlüsselbein. Sie saß hoch über dem Herzen, was gut war, aber er hatte viel Blut verloren, mit dem seine Kleidung förmlich getränkt war.

»Mom?« Chris stand für die Winternacht gekleidet an der Küchentür.

»Nimm eine der Uzis mit, hol die dritte aus dem Anrichtezimmer und leg sie in den Jeep.



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